„Mir aber hat Gott gezeigt, dass man keinen Menschen unheilig oder unrein nennen darf.“
Apostelgeschichte 10, 28 Einheitsübersetzung

Der Monatsspruch für Juni aus der Apostelgeschichte klingt für uns zunächst etwas fremd. Die Kategorien „unrein“ und „unheilig“ verwenden wir so gut wie gar nicht mehr. Aber dahinter steckt eine wichtige Erkenntnis des Petrus, die auch für uns heute noch große Bedeutung hat. Im Satz zuvor wird deutlich, worum es hier geht. Petrus sagt zu den Umstehenden: „Ihr wisst ja, einem Juden ist es nicht erlaubt, Umgang mit einem Fremden (also Nicht-Juden) zu haben.“ Und nun hat Gott ihm gezeigt, dass diese Vorschrift nicht mehr gilt, sondern überholt ist. Denn auch „Nicht-Juden“ sind eben nicht per se unheilig oder unrein. Damit wird die ganze Trennung zwischen den damaligen Völkern und Religionen aufgehoben. Für Christen gilt also: Jeder Mensch ist vor Gott zunächst sein Geschöpf, sein Kind. Und darum gut geschaffen und weder unheilig noch unrein aufgrund seiner Herkunft oder seiner Religion. Wir ziehen unsere Trennungslinien heute meist entlang anderer Kriterien: Manche wollen heutzutage nichts mit Moslems zu tun haben, andere lehnen Ausländer generell ab (ausgenommen natürlich diejenigen, die wir für die Müllabfuhr und andere Jobs brauchen, die niemand mehr machen will). Manche sprechen nicht mit Anhängern dieser oder jener Partei oder meiden den Umgang mit Menschen, die einen anderen Lebensstil pflegen, wie zum Beispiel Punks. Auch die Unterstützung des „falschen“ Fußballvereins kann sehr schnell zu einer Ablehnung führen. Und es ist noch nicht lange her, da haben wir Christen das auch so ähnlich praktiziert: „Heirate ja keinen Katholiken!“ Aber all diese Trennungslinien sind nicht von Gott gewollt, nein, sie stehen im Widerspruch zu Gottes Plan, dass alle Menschen in Christus das Heil empfangen sollen. Denn wie können wir anderen von der guten Nachricht in Wort oder Tat etwas weitergeben, wenn wir jeden Kontakt meiden. Trennungslinien zu überwinden ist unsere Aufgabe - im persönlichen Leben und auch als Gemeinde/Kirche. Und dabei können wir zum einen viel lernen und zum anderen wichtige Kontakte knüpfen, die dem Zusammenleben von sehr verschiedenen Menschen in unseren Orten gut tun. Wann haben Sie zum Beispiel das letzte Mal mit einem Moslem oder einem Anhänger des „falschen“ Vereins intensiv übers Leben und seine Herausforderungen gesprochen? Es lohnt sich, das kann ich Ihnen aus eigener Erfahrung versichern.
Pastor Frank Aichele